Bodeneigenschaften

Welche Rolle spielen Bodeneigenschaften beim Hausbau?

Das wohl berühmteste Beispiel dafür, was passiert, wenn nichts über die Bodeneigenschaften von Bauland bekannt ist, stammt aus dem 12. Jahrhundert. Der schiefe Turm von Pisa wäre heute nicht der schiefe, wenn die Architekten ihn nicht auf einem sandig-lehmigen Untergrund gebaut hätten. Dieser war für den Bau eines solchen Turms ungeeignet.

Wer ein Grundstück für den Hausbau sucht, achtet nicht nur auf den Preis und die Lage. Es ist ebenso wichtig, dass das Land auch für den Bau eines Hauses geeignet ist. Neben Größe und Festlegungen im Bebauungsplan, sind die Bodeneigenschaften entscheidend. Nicht nur die verschiedenen Erdarten spielen eine Rolle, sondern auch Wasser. Sickerwasser sollte sich nicht stauen und auch ein hoher Grundwasserspiegel ist eher negativ.

Doch nicht nur die Bodeneigenschaften können ein Bauvorhaben gefährden. War auf dem Gelände zuvor zum Beispiel eine Firma, die mit gefährlichen Chemikalien gearbeitet hat, kann es sein, dass der Boden mit Altlasten belastet ist. Ebenso unerwartet und ärgerlich sind Reste ehemaliger Bebauung im Boden, große Steine oder Ähnliches.

Die sieben Bodenklassen im Überblick

In einem professionellen Bodengutachten wird unter anderem die Bodenklasse bestimmt. Insgesamt unterscheidet man sieben Arten bzw. Güteklassen. Baufachleute können anhand dieser Klassen beurteilen, inwieweit Land für den Hausbau geeignet ist bzw. was zu tun ist, um das Grundstück nutzen zu können.

Bodenklasse 1

Ist der sogenannte Mutterboden, also die oberste Schicht. Er enthält neben einem Kies-, Sand-, Lehm,-Tongemisch auch Humus und Bodenlebewesen.

Bodenklasse 2

Bezeichnet Bodenarten, die von flüssiger bis breiiger Beschaffenheit sind und die Wasser nur schwer abgeben.

Bodenklasse 3

Entspricht den sogenannten leicht lösbaren Bodenarten, wie zum Beispiel feste Torfarten. Dieser Boden ist gekennzeichnet durch eine Mischung aus nichtbindigen bis schwachbindigen Sand, Kies, Ton und Steinen.

Bodenklasse 4

Ist der sogenannte mittelschwer lösbare Boden. Dieser besteht ebenfalls aus einer Mischung von Sand, Kies, Lehm und Ton. Sie sind je nach Wassergehalt weich bis halbfest.

Bodenklasse 5

Entspricht den schwer lösbaren Bodenarten. Im Vergleich zur Bodenklasse 3 und 4 ist der Steingehalt jedoch höher. Je nach Wassergehalt ist auch dieser Boden weich bis halbfest.

Bodenklasse 6

Ist ein Boden, der sich zum Beispiel aus lösbarem Fels zusammensetzt. Die betreffenden Felsarten sind jedoch stark brüchig und bröckelig bzw. weich oder verwittert.

Bodenklasse 7

Dieser Boden besteht aus schwer lösbarem Fels, der nur wenig verwittert ist. Ein Beispiel ist festgelagerter, unverwitterter Tonschiefer.

Welcher Boden eignet sich besonders gut für den Hausbau?

Um einschätzen zu können, wie gut der Boden für den Hausbau geeignet ist oder nicht, helfen die Kategorien bindig und nichtbindig.

Ein bindiger Boden hat einen hohen Ton und Lehmanteil. Unter hohem Druck neigen diese Böden dazu sich in einem langen Zeitraum zu verformen. Außerdem lassen bindige Böden Wasser nur schlecht durch. Diese Eigenschaften sind eher ungünstig für den Bau eines Hauses, da sich das fertiggestellte Haus auch lange nach dem Bau noch absetzen kann.

Ein nichtbindiger Boden hat einen geringen Feinkornanteil und besteht aus Sand und Kies, die in verschiedenen Anteilen und Korngrößen gemischt sind. Sofern dieser Boden nicht locker, sondern fest gelagert ist, eignet sich nichtbindiger Boden hervorragend als Baugrund. Er nimmt Wasser gut auf und das Risiko von Setzungen nach Abschluss der Bauarbeiten ist gering.

Kann das Grundstück auch bei schlechteren Bodeneigenschaften bebaut werden?

Auch wenn Ihr Grundstück nicht die perfekten Vorraussetzungen für den Bau eines Massivhauses erfüllt, kann es bebaut werden. Es gibt verschiedene Verfahren, um Bodeneigenschaften zu verbessern und damit einen stabilen Untergrund für ein Haus zu schaffen.

So kann nicht tragfähiger Boden in einem Bodenersatzverfahren ganz oder teilweise durch geeigneten Boden ausgetauscht werden. Außerdem ist es möglich lockere Erde zu verdichten. Ein sehr aufwendiges und teures Verfahren, um die Tragfähigkeit von Böden zu verbessern, ist die Verfestigung unter der Zugabe von Bindemitteln wie Zement oder Kalk.

Tipps für Grundstückskäufer

Wenn Sie ein Grundstück kaufen, ist es wichtig zu wissen, welche Bodeneigenschaften das Land hat. Auch sollten Sie sich über die Geschichte informieren, also zum Beispiel wissen, ob mal ein Haus mit Keller oder eine Firma auf dem Grundstück gestanden hat.

Sind eventuell negative Eigenschaften bekannt, dürfen Grundstücksverkäufer diese dem Käufer auf keinen Fall verschweigen. Zwar gibt es beim Grundstückskauf keine klassischen Käufer-Rechte wie Nacherfüllung, Rücktrittsrecht oder Kaufpreisminderung. Wenn ein Grundstücksverkäufer Mängel nachweislich bewusst verschwiegen hat, können Sie als Käufer Schadensersatz verlangen.

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