Friesen- und Kapitänshaus

Friesenhaus oder Kapitänshaus?

Zwei Begriffe, ein ganz besonderer Haustyp

Vorweg: Ob man es nun Kapitäns- oder Friesenhaus nennt, gemeint ist die gleiche Bauform. Beide Namen sind deshalb auch nicht grundlos miteinander verwandt, denn die Heimat der Friesenhäuser ist die Küstennähe - da sind sie nicht nur vermehrt anzutreffen, auch werden nahezu nur im Norden überhaupt Baugenehmigungen für diese außergewöhnliche Bauform vergeben. Damit erklärt sich zugleich die charmante Bezeichnung als Kapitänshaus, Friesenhaus hingegen verrät viel über den Ursprung dieser Häuser: Sie wurden im nordfriesischen Uthlanden bereits ab dem 17. Jahrhundert als Abwandlung des Geesthardenhauses gebaut - natürlich von den namensgebenden Friesen.

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Das Reetdach und der Friesengiebel fallen sofort auf

Beides sind charakteristische Merkmale, die auf keinen Fall fehlen sollten, wenn Sie irgendwann einmal ein authentisches Friesenhaus bauen möchten. Der Friesengiebel, manchmal auch als Zwerchgiebel bezeichnet, befindet sich an der Vorderfront des Hauses und ist immer der dritte Giebel, umrahmt wird der also von zwei weiteren Giebeln. Der Giebel selbst ist nicht nur ein aus optischer Sicht wichtiges Merkmal, sondern erfüllte seit jeher auch eine wichtige Funktion: Im Brandfall soll er die Bewohner schützen, indem er ein Herunterfallen des Reetdaches über den Haupteingang verhindert.

Damit tut sich direkt das zweite wichtige Merkmal dieser Bauform auf, nämlich das Reetdach. Heutzutage gibt es vorwiegend nur im Norden überhaupt noch Dachdecker, die auf diese traditionellen Reetdächer spezialisiert sind. Das ist ein weiterer, aber längst nicht der einzige Grund, warum diese Bauform in Mittel- oder Süddeutschland so gut wie gar nicht anzutreffen ist. Weil Reet aber auch sehr leicht entflammbar ist, war der oben erläuterte dritte Giebel eine für die Bewohner so wichtige wie unverzichtbare Schutzvorrichtung. Nur so konnte überhaupt sichergestellt werden, dass das Reetdach nicht den Ein- und Ausgang versperrt, sollte es zu einem Brand kommen.

Aber Achtung: Im Detail gibt es einen kleinen aber feinen Unterschied zwischen dem traditionellen Friesenhaus und dem historischen Kapitänshaus. Bei einem Friesenhaus setzt der Giebel nämlich direkt oberhalb von der Haustür an, bei einem Kapitänshaus kann er auch erst mit einigem Abstand dazu hervorragen.

Das dritte Merkmal: die klassische Klinkerfassade

Die Klinkerfassade ist ein weiteres Schmuckstück, das solch ein Friesenhaus sofort von anderen Häusern abhebt. So schön wie sie aussieht, ist die Klinkerfassade, wenn sie wirklich fachmännisch umgesetzt wird, aber auch kostspielig. Trotzdem ist sie ein fester Bestandteil der Friesenhäuser - und das nicht aus rein optischen Gründen. Da solche Häuser primär in Meeresnähe vorkommen, muss die Fassade auch einen großen Teil der damit verbundenen Naturgewalten und Witterungseffekte wegstecken können - ganz besonders den hohen Salzgehalt in der Luft in der Nähe von Meeren. Das kann eine Klinkerfassade dank dem Material und dessen Verarbeitung ausgesprochen gut. Deshalb müssen hochwertige Klinkerfassaden im Regelfall auch erst nach fünf oder sechs Jahrzehnten erneuert werden, selbst wenn sich die Immobilie in der Nähe vom Meer befindet.

Friesenhaus bauen: Worauf ist in Innenbereichen zu achten?

Ist das nötige Kapital vorhanden, um überhaupt ein Friesenhaus zu bauen und sich damit für ein kostspieliges und gegebenenfalls auch langes Bauverfahren zu entscheiden, dann wird an der Inneneinrichtung typischerweise nicht gespart. An dieser Stelle gibt es keine konkreten Vorschriften darüber, was Friesenhäuser dürfen und was nicht. Selbstverständlich aber ist die Inneneinrichtung, sowohl hinsichtlich des Mobiliars als auch der baulichen Details, ganz nach friesischer und maritimer Art geprägt.

Das könnte sich beispielsweise über solche Details zeigen:

  • helle oder hell-blau gestreifte Treppen
  • Dielenböden
  • verschiedene maritime Motive und Deko-Elemente
  • gemusterte Zementfliesen
  • große, helle Eingangsbereiche

Viele Friesenhäuser sind eher mit rustikal angehauchten Landhausküchen bestückt, normalerweise auch in offener Form, damit die ganze Familie schnell direkt in der Küche Platz findet und gemeinsam kochen kann. Kachelöfen sorgen für ein uriges, gemütliches Ambiente, selbst wenn draußen Wellen über das Meer peitschen und eine kühle Brise gegen die Fenster schlägt. Norddeutsches Wohnflair gibt in Innenbereichen also den Ton vor.

Die Fenster sind übrigens meistens etwas reduziert geformt, im Regelfall als Sprossen- oder Rundbogenfenster. Auch das hat natürlich einen Grund: Man wollte der See und dem Wind nicht zu viel Angriffsfläche auf das Glas lassen. Die reduzierte und rundliche Form trotzt den Naturgewalten etwas besser, wobei hier auch zu bedenken ist, dass die Qualität einer Verglasung in den letzten vier Jahrhunderten natürlich deutlich zugenommen hat.

Ein individuelles Friesenhaus bauen

Alle diese Eigenschaften und Regeln sind nicht in Stein gemeißelt. Wer ein Friesenhaus kaufen oder bauen möchte, der kann letztlich stets das umsetzen, was ihm gefällt - und auch moderne Interpretationen dieser Bauform sind nicht zwangsläufig ungewöhnlich. Eine Klinkerfassade ist zwar in Küstennähe sinnvoll und optisch prägend, eine moderne Interpretation muss diese aber nicht unbedingt haben - genauso wenig wie ein Reetdach. All diese klassischen Elemente erschweren es häufig sogar deutlich, überhaupt eine Baugenehmigung für das Vorhaben zu erhalten.

Bei Town & Country Haus bieten wir keine schlüsselfertigen Friesenhäuser an, aufgrund den mit diesem Haustyp assoziierten hohen Kosten und Hürden in der Genehmigungsvergabe. Dafür können Sie bei uns aus mehr als 40 Stein auf Stein gebauten Massivhäusern Ihren persönliches Traumhaus finden!